Ernährungs­therapie und die Vorteile enteraler Ernährung

Ernährungstherapie bei alters- und krankheitsbedingter Mangelernährung

Gesundheit, körperliches Wohlbefinden und Lebensqualität sind eng mit einer ausgewogenen Ernährung verbunden. Umso wichtiger ist es, sich im Krankheitsfall gesund zu ernähren, um den Genesungs- und Heilungsprozess zu unterstützen.

Doch gerade kranken Menschen ist es oftmals nicht mehr möglich, sich selbst ausreichend mit Nahrung zu versorgen. Auch älteren Menschen gelingt es häufig nicht, ihren täglichen Nährstoffbedarf zu decken. Sie haben ein hohes Risiko, an einer Mangelernährung und deren Folgen zu leiden. Laut DGEM-Leitlinie Klinische Ernährung in der Geriatrie haben etwa die Hälfte aller älteren Menschen ein Risiko für Mangelernährung, unabhängig von ihrer Lebens- und Gesundheitssituation.

In vielen Fällen kann eine Ernährungstherapie den Patienten helfen, ihre Ernährungssituation zu verbessern. „Ernährungstherapie richtet sich an Kranke und erfolgt in enger Kooperation mit dem behandelnden Arzt. Sie wird zur Behandlung ernährungsmitbedingter Erkrankungen oder bei krankheitsbedingten Ernährungsproblemen eingesetzt. In einer klientenzentrierten, partnerschaftlichen Gesprächssituation erhält der Patient Hilfestellungen, die seine Kompetenzen und Bedürfnisse berücksichtigen und sich an seiner Lebenssituation orientieren. […] Die Ernährungstherapie umfasst auch die Erstellung individueller Ernährungspläne und ggf. eine längerfristige Betreuung.*“

Dabei sollte möglichst frühzeitig gehandelt und im Rahmen einer Ernährungstherapie auf medizinische Ernährung zurückgegriffen werden. Denn nur durch die Zufuhr der richtigen Menge an Vital- und Nährstoffen behält ein Mensch seine Kraft.

Mangelernährung und deren Folgen werden häufig unterschätzt, oftmals wird zu spät interveniert.

Bei einer medizinischen Ernährung handelt es sich meistens um eine Nahrung, die in flüssiger Form anwendungsfertig vorliegt oder als Trink- und Sondennahrung zubereitet werden kann.

Die Ernährungstherapie verordnet der behandelnde Arzt. Er kann sie je nach Bedarf sowohl als Zusatzkost als auch ausschließlich einsetzen, um den Patienten bestmöglich mit sämtlichen Nähr- und Vitalstoffen zu versorgen.

Enterale und parenterale Ernährung

Es gibt zwei Darreichungsformen der medizinischen Ernährung: als enterale oder parenterale Ernährung. Im Gegensatz zur parenteralen Ernährung (wörtlich „am Darm vorbei“), die ausschließlich als Infusion über die Blutbahn erfolgt, entspricht die enterale Ernährungsform weitgehend dem üblichen Weg der Nahrungsaufnahme und Verdauung über den Magen-Darm-Trakt.

Bei der enteralen Ernährung nehmen Patienten, die noch schlucken können, eine orale Trinknahrung über den Mund zu sich − genauso wie die normale Nahrung. Falls dies nicht mehr möglich ist, kann der Patient über eine Sonde ernährt werden. Die Nahrung wird dann in der Regel direkt in den Magen oder den Darm des Patienten geleitet.

Ist eine Nahrungsaufnahme und Verdauung über den Darm nicht mehr möglich, muss der Patient parenteral ernährt werden. Er erhält eine spezielle Nährlösung über einen venösen Zugang.

Vorteile enteraler Ernährung

Im Falle einer Mangelernährung erwägen Ärzte jedoch nicht nur aus Kostengründen, zunächst eine enterale Ernährung zu verordnen. Enterale Ernährung ist nicht nur die natürliche Form der Nahrungsaufnahme, sie bietet auch immense Vorteile gegenüber der künstlichen Zufuhr einzelner Nahrungsbestandteile über das Blut. Dabei wird der gesamte Organismus auf natürlichem Weg mit Nährstoffen und Energie versorgt. Darüber hinaus erhält die Magendehnung den Appetit beziehungsweise regt ihn wieder an.

Auch der Stoffwechsel wird besser reguliert, da zahlreiche Hormone im Magen-Darm-Trakt gebildet werden. Diese sogenannten gastrointestinalen Hormone tragen beispielsweise ebenfalls zur Entstehung eines Hunger- oder Sättigungsgefühls bei. Zudem puffert eine normale Nahrungsaufnahme die Magensäure ab, die sich andernfalls ungehindert ausbreiten und schmerzhaftes Sodbrennen verursachen kann. Erhält der Darm zudem Nahrung, regt sie seine natürliche Bewegung an. Dies kann Verstopfungen oder gar ein Darmverschluss vermeiden.

Insbesondere für die Immunabwehr spielt der Darm eine enorm wichtige Rolle: Etwa 100 Billionen Bakterien besiedeln den Darm, die wesentliche Funktionen bei der Verdauung übernehmen. Neben diesen „guten“ Bakterien können auch krankmachende, sogenannte pathogene Keime den Darm befallen. Gelangen diese durch eine geschwächte Immunabwehr in die Blutbahn, können sie schwerwiegende Infektionen wie eine Sepsis hervorrufen. Eine regelmäßige Nahrungsaufnahme über den Magen-Darmtrakt stärkt das Immunsystem und reduziert zudem die Besiedlung des Darms mit pathogenen Keimen.

Trinknahrung ist leitliniengerecht und wirtschaftlich

Aufgrund dieser Vorteile sollte so lange wie möglich versucht werden, den natürlichen Weg der Nahrungsaufnahme aufrecht zu erhalten, denn es erhöht die Chancen des Patienten, länger zu leben. Wer seine Patienten mit drohender oder bestehender Mangelernährung frühzeitig mit einer medizinischen Trinknahrung unterstützt, handelt leitliniengerecht und wirtschaftlich.

Trinknahrung ist kostengünstig und führt nicht zu einer relevanten Belastung des Praxisbudgets. Ganz im Gegenteil kann die Verordnung von Trinknahrung die Kosten im Gesundheitssystem durch Vermeidung von Komplikationen und Krankenhausaufenthalten senken. Ein guter Ernährungszustand bedeutet neben einer höheren Lebensqualität für die Patienten außerdem einen geringeren Pflegeaufwand für das behandelnde Fachpersonal.

* Verband für Ernährung und Diätetik e.V., Rahmenvereinbarung zur Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung und Ernährungsbildung in Deutschland, 2014

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